Und dabei knistert es nun erheblich im Getriebe der Beteiligungsdemokratie. Der Grund? Die Servicestelle der dialogischen Bürgerbeteiligung weigert sich, für einen Experten der Kritikerseite das Honorar zu bezahlen. Den Ehrenamtlichen der Begleitgruppe, die sich seit Tagen und Wochen mit der Aufbereitung ihrer Themen befassen, wird zugemutet, dass sie in der Kürze der Zeit zusätzlich zu ihren Themen auch noch das komplexe Gebiet der Bedarfe an Wohnbau- und Gewerbefläche präsentieren sollen. Dabei sieht die dialogische Bürgerbeteiligung die Einbeziehung von Experten explizit vor. Auf der Befürworterseite ist dies auch durch die Bank hinweg der Fall: allesamt Personen, die sich berufsmäßig mit den Themen befassen. Es sind Organe, die mit der Stadt als Berater in geschäftlicher Beziehung, wenn nicht gar in jahrelanger gegenseitiger Verflechtung stehen. Es ist ein Kampf David gegen Goliath.
Dem nach außen hin demokratisch auftretenden Verfahren wird hiermit ein Bärendienst erwiesen. Ist es doch lediglich ein fadenscheiniges Instrument, das Baugebiet auf der grünen Wiese „mit demokratischen Mitteln“ doch noch durchzusetzen. Dabei weist sowohl die Analyse der 51 „Gäubote“-Leserbriefe seit 2023 eine Ablehnungsquote von 92 Prozent auf. Auch die Auswertung der 90 Kommentare auf dem Online-Beteiligungsportal durch immerhin fast 4 000 Stimmen zeigt eine im Schnitt über die Themenfelder 75-prozentige Ablehnung des Vorhabens. Warum diese kostspielige Alibiveranstaltung anstelle einer klaren Entscheidung, sei es im Gemeinderat oder über einen Bürgerentscheid, favorisiert wurde, ist nicht nachzuvollziehen.
Dr. Wolfgang Zwick, Herrenberg